Piotr Łachtiuk siedzący z żoną na kanapie

Piotr Łachtiuk, eigentlich Pantelejmon Bondarczuk, wurde am 9. August 1911 (dokumentiert als 9. August 1907) im Dorf Żabokryki Wielkie (heute Dowgaliwska) in einer ukrainischen Bauernfamilie mit mehreren Kindern als Sohn von Jeremiej und Feofanija (geborene Krajewska), geboren. Schon früh entdeckte er sein Interesse für die Musik und sang in einem Kirchenchor. Als Schüler der Oberstufe widmete er sich auf Privatschule in Krzemieniec in Wołyń, dem Studium der Gitarre und des Akkordeons. Das Matura erlangte er mit Bestnoten und Auszeichnung. 1938 nahm er ein Studium der Ukrainischen Literatur an der Józef-Piłsudski-Universität in Warschau (heute Universität Warschau) auf.

Die Professoren für slawische Literatur in dieser Zeit waren Roman Smal-Stocki und Iwan Ohijenko. Er erhielt die Lehrbefähigung und kehrte nach Wołyń in die Chołmski-Region zurück. Dort  unterrichtete er Kinder und Jugendliche in ukrainischer Geschichte, Literatur und Musik. Er beteiligte sich an der Organisation eines bewaffneten Flügels in der Organisation Ukrainischer Nationalisten (OUN). Er wurde von der OUN als Propagandaoffizier für den Bezirk Równe nominiert. Im April 1944 wurde er in Komarin, einem Dorf in der Nähe von Poczajew, von der  NKWD gefangen genommen und zum Tode verurteilt, verbrachte er 4 Monate in der Todeszelle. Das Todesurteil wurde in eine 25 jährige Haft in einem Arbeitslager abgeändert. Pantalejmon Bondarchuk wurde in ein Arbeitslager verlegt und passierte den Polarkreis zu einer Kohlemine in Workuck. Die Arbeit war äußerst schwierig und er überlebte nur dank der Tatsache, dass er es schaffte, sich über dem Boden zu halten. Nach 11 Jahren mühevoller Arbeit wurde er 1955 freigelassen und reiste 1955 als Heimkehrer nach Polen Er kam im Herbst 1955 nach Polen.

Unter einem falschen Namen ließ er sich  in Trzebiatów nieder, wo er als Buchhalter in einer örtlichen Molkerei arbeitete. Dort traf er auch seine zukünftige Frau – Olga Łaska, Absolventin der Lehranstalt für ukrainische Literatur in Stettin, Sekretärin der USKT (Ukrainische Vereinigung für Kultur und Gesellschaft), als sie Trzebiatów auf einer Geschäftsreise besuchte. Während des Treffen bot ihm Olga Łaska eine Stelle als Ukrainischlehrer in Stettin an, aber Piotr Łachtiuk lehnte das Angebot ab. Zu diesem war er im Begriff, eine ukrainische Tanzgruppe sowie einen Männerchor zu gründen. Er spielte auch Bandura (Ukrainisches Volksmusikinstrument). Piotr Łachtiuk war ein Autodidakt, initiiert durch das Management der USKT in Warschau begann er 1961, Bandura zu spielen. Die Nachricht enthielt die Erwähnung einer aus der Ukraine erhaltenen Bandura und die Idee, das Instrument einer Person zu geben, die es spielen könne. Obwohl Piotr Łachtiuküber keinerlei Vorkenntnisse verfügte, beschloss er, es zu versuchen, da er schon in der Vergangenheit Bandura-Musik gehört hatte. Am 11. März 1962 gab er ein Konzert während der Schewtschenko-Feierlichkeit in Trzebiatów. Während des Konzerts war die Leitung der USKT aus Szczecin mit dem Vorsitzenden/Vorstandsvorsitzender Jan Zawadzki, dem Stellvertreter Michał Kozak und weiteren Vorstandsmitgliedern anwesend. Zur gleichen Zeit fertigte Stefan Szumka von der USKT im Trzebiatów auf Wunsch von Piotr Łachtiuk 6 Bandura-Musikinstrumente.

1963 gründete er ein männliche Bandura-Musikgruppe namens „Bandura“. Die erste Aufführung fand im April 1963 während der IV. regionalen USKT-Konferenz in Szczecin und im Radio Szczecin statt. Der Auftritt der Stettiner Bandura-Musikgruppe erfreute sich großer Beliebtheit und trat vor Publikum in ganz Polen auf. Piotr Łachtiuk hatte seinen letzten Auftritt mit der Bandura-Musikgruppe, unter beteiligung eines Chors, während des Shevchenko-Konzerts am 16. März 1966 in Koszalin. 1966 erhielt Piotr Łachtiuk in Trzebiatów den Preis des Verdienten ukrainischen Kultur Aktivisten. 1968 kam Herr Łachtiuk nach Stettin. Priester Włodzimierz Borowiec vermählte Olga Łaska und Piotr Łachtiuk in seiner Wohnung. Da Pfarrer Borowiec die Vergangenheit von Pantalejmon Bondarczuk kannte und wusste, dass er sich aufgrund illegaler Dokumente in Polen aufhielt, meldete er das Sakrament der Eheschließung nicht seinem Kirchenoberen der römisch-katholischen Kirche in Gorzów.

Piotr Łachtiuk studierte weiterhin Musikkunst. Er war von klein auf in Bandura und den Gesang verliebt, was ihn zum Üben motivierte. Wie er erwähnte, übte er jeden Tag mehrere Stunden und komponierte Musikstücke für die Bandura. Er suchte Kontakte zu anderen Künstlern, korrespondierte mit anderen Musikern aus der Ukraine, um seine Bandura-Fähigkeiten zu perfektionieren. Eine besondere Rolle in seiner musikalischen Ausbildung spielte die ukrainische Künstlerin Mikoła Kołesa. Er pflegte zu sagen, dass Bandura die „Seele und das Herz der ukrainischen Nation“ sei. Piotr Łachtiuk war sehr stark in das Organisationsleben der ukrainischen Minderheit eingebunden. Er bekleidete den Posten des Sekretärs der UTSK (Ukrainischen Sozial- und Kulturgesellschaft) in Szczecin. Er schrieb regelmäßig für „Nasze Słowo“. Er leitete im Laufe der Jahre eine Reihe von Bandura-Musikgruppen und konnte die Liebe zum Instrument an jedem Ort, an dem er lebte, weitergeben. Er begann zu komponieren und sein Repertoire umfasste über 200 Bandura-Stücke, von denen 150 aufgenommen wurden. Sie wurden nach Kanada und in die USA geschickt.

Die Mehrzahl der aufgeführten Stücke hatte einen originellen Charakter, den er jedoch geheim hielt. Eine große Unterstützung für seine musikalische Tätigkeit erhielt er von seiner Frau, mit der er 40 Jahre verbrachte. Seinen richtigen Namen verriet er seiner Frau nach 36 Jahren ihres gemeinsamen Lebens. Olga Łaska erinnert sich: „Mein Mann sagte, seine Mutter habe darum gebetet, dass sie seine Frau wird”. Piotr Łachtiuk starb am 18. Oktober 2001 in Stettin. Bis zum Schluss spielte er sein geliebtes Instrument und seine Bandura wurde schließlich in der Glasvitrine im Zentrum der ukrainischen Kultur ausgestellt.

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